Der Zauberer

Märchen aus Slowenien

Es waren einmal ein Mann und eine Frau. Dieser Mann verprügelte immer seine Frau. Und einmal, da schlug er sie so richtig. Dafür gab ihm die Frau den Spitznamen Zauberer. Nun geschah es, dass sie eines Tages gemeinsam aufs Feld gingen, um den Mais umzugraben. Die Frau wollte nicht mit ihm zusammen arbeiten, sondern begab sich auf die andere Seite des Feldes. Während sie bei der Arbeit waren, kamen drei Soldaten zu der Frau und fragten, ob sie jemanden wüsste, der sich auf das Zaubern verstünde. Die Tochter des Königs sei erkrankt und der König habe sie durch die ganze Welt geschickt, um nach einem Zauberer zu suchen, der gut zaubern könnte. Sie wies auf ihren Mann und sagte: »Schaut nur dort, der, der da hackt, der kann gut zaubern.« Und die Soldaten begaben sich zu ihm:

»Du musst mit uns gehen, weil uns der König geschickt hat. Seine Tochter ist sehr krank, und du sollst sie heilen.« Er bekreuzigte sich: »Geht, ihr Leute, geht mit Gott. Ich kann doch gar nicht zaubern!«

»Aber du musst mitkommen, wenn du nicht im Guten willst, dann werden wir dich fesseln.« Nun ging er mit und kam an und wurde vor den König geführt. Und der König sagte zu ihm: »Du siehst, meine Tochter ist sehr krank. Drum heile sie. Ich werde es dir gut lohnen, wenn du sie heilst.«

Die Königstochter war über und über mit Geschwülsten bedeckt. »Gut, König«, sagte er, »ich will es, aber nicht heute, sondern morgen.« Die ganze Nacht konnte er kein Auge zudrücken, er überlegte hin und her. Am nächsten Morgen bat er den König zu veranlassen, dass aus jedem Haus einer kommen und ein Körbchen mitbringen sollte. Der König ordnete dies an, und nun kamen so viele, dass man sie gar nicht mehr übersehen konnte. Und sie gingen alle mit ihm auf das Feld, und er wies sie an, dass sie von jedem Gras, von jeder Art, die sie sahen, etwas pflücken und in den Korb tun sollten. Als alle Körbe gefüllt waren, kehrten sie nach Haus zurück, machten ein Feuer an und stellten einen Kessel mit Wasser auf und warfen alle gesammelten Gräser in den Kessel. Sobald die Gräser ein wenig aufgebrüht waren, nahm er die Königstochter, stellte sie oberhalb des Dampfes, und drei Tage später sah die Tochter wieder so gesund aus wie ein Apfel. Der König war beeindruckt. »Jetzt hab ich noch eine Aufgabe. Weißt du, was? Hier gibt es allerlei Blinde, Lahme, Taube und andere, auch die sollst du mir heilen. Sie sind mir ganz verdrießlich und stehen dauernd auf meiner Türschwelle. Ich will es dir gut bezahlen.« Dann ließ der König bekannt machen, dass alle, die nicht gesund seien, zu ihm kommen sollten

. Am nächsten Morgen kamen sie, und der Hof war so voll, dass keiner sich rühren konnte: Einer war verkrüppelt, einer hinkte, der andere war blind, und jeder hatte ein Gebrechen. Als sich alle versammelt hatten, schickte der Zauberer alle in den Garten des Königs. Dann ließ er ein Feuer anmachen, darauf sollten sie den größten Kessel voll Wasser aufsetzen. Sie machten das Feuer an, stellten den Kessel drauf, und alle versammelten sich im Garten, und das Wasser begann zu sieden. Da fragte einer, wie er sie denn heilen wollte. Dieser eine wollte es genau wissen! »Nun«, antwortete der Zauberer, »ich muss einen von euch in diesem Wasser auskochen und dann jene damit einsalben.«

Jetzt fragten alle: »Und wen?« »Eh, ich weiß es nicht so genau, ich werde alle untersuchen und den nehmen, der am dicksten ist, den werde ich kochen.«

»Willst du das sofort tun?« fragten sie. »Nein«, antwortete er, »ich muss erst eine Nacht darüber schlafen.« Er wusste natürlich schon, was es geben würde. Und dann stellte er sich schlafend und begann zu schnarchen. Nachdem er eingeschlafen war, begannen die anderen sich zu unterhalten, wen er wohl aussuchen würde. »Oh weh«, sagte einer, »mich wird er kochen«, und lief fort. Und dann entfernten sich alle, so schnell sie es vermochten. Die Sehenden führten die Blinden, und nach und nach gingen sie alle auseinander.

Der Mann nahm schön den Kessel ab und machte das Feuer aus. Als der König am andern Morgen aufstand, fragte er, wo denn die Kranken alle wären, und der Mann sagte: »Eh, ich habe sie geheilt, sie sind alle gegangen, der eine zum Pflügen, der andere zum Hacken, jener hierhin, der andere dorthin.« - »Ist das möglich?« »Jawohl, mein König. Wenn du es nicht glaubst, so sieh selbst nach.«

Der König setzte sich zu ihm in den Wagen, und tatsächlich war man hier bei der Ernte, dort beim Hacken, und hier tat man etwas anderes. Der König war höchst erfreut und gab ihm eine hohe Belohnung aus seiner Schatzkammer, und der Mann ging zurück zu seiner Frau, und sie lebten reich und glücklich noch viele Jahre.