Eulenspiegel heilt krankes Kind

nach Dyl Vlenspiegel

Recht bewährte Arznei scheut man bisweilen eines kleinen Geldbetrages wegen, und dann muss man den Landläufern oft viel mehr geben. So geschah es einmal in dem Stift zu Hildesheim.

Dahin gelangte auch Eulenspiegel, und zwar kam er in eine Herberge, deren Wirt gerade mal nicht da war. Eulenspiegel kannten die Leute dort gut. Nun hatte die Wirtin ein krankes Kind, und Eulenspiegel erkundigte sich, was dem Kind fehle und was es für eine Krankheit habe. Da antwortete die Wirtin: Das Kind kann nicht zu Stuhle gehen. Könnte es dies, so würde es mit ihm besser gehen.« Eulenspiegel sagte, da gäbe es einen guten Rat. Die Frau versprach ihm, wenn er dem Kinde helfen könne, so wolle sie ihm geben, was er wolle. Aber Eulenspiegel lehnte ab, dafür nähme er nichts, dies wäre ihm eine leichte Kunst. »Wartet nur ein Weilchen, es soll bald geschehen.«

Nun hatte die Frau noch etwas hinten im Hause zu tun. Alldieweil schiss Eulenspiegel einen großen Haufen an die Wand, stellte gleich des Kindes Stühlchen darüber und setzte das Kind darauf. Als die Frau vom Hof zurückkam, sah sie das Kind auf dem Stuhl sitzen und sprach: »Ach, wer hat das getan?« Eulenspiegel sprach: »Ich hab's getan! Ihr sagtet, das Kind könne nicht zu Stuhle gehen, also hab ich's draufgesetzt.« Da ward sie gewahr, was unter dem Stuhle lag, und sprach: »Seht an, das hat dem Kind im Leibe gelegen. Habt für immer Dank, dass Ihr dem Kinde geholfen habt!« Eulenspiegel sprach: »Von dieser Arznei kann ich viel machen mit Gottes Hilfe.« Die Frau bat ihn, er möge sie doch auch seine Kunst lehren. Sie wolle ihm dafür geben, was er verlange. Da sprach Eulenspiegel, er wäre auf der Reise, wenn er aber wiederkäme, wolle er sie seine Kunst lehren