Der verstellte Doktor


Schwedisches Märchen


Ein Propst hatte einmal einen Knecht und eine Magd, die er gern miteinander verheirateten wollte, was auch geschah. Als sie nun eine Zeit lang verheiratet waren, wurde die junge Frau schwanger, und dies bemerkte der Propst. Während daher der Mann jener einst abwesend war, ging der Propst zu ihr und »belehrte« sie, dass ihr Mann vergessen hätte, dem Kinde, das sie trüge, einen Kopf zu machen, »und, fügte er hinzu, es bleibt ein schrecklich missgestaltetes Geschöpf, wenn du ihm nicht einen Kopf machen lassest und zwar so bald wie möglich; am besten wäre es freilich, wenn der Mann einer Andern das tun wollte.« Die junge Ehefrau wurde ganz ängstlich und ging den Propst mit Bitten an, ihr in dieser dringenden Not beizustehen, brachte aber nichts zuwege; er ließ sich nicht dazu bringen. Endlich jedoch gab er nach, indes nur unter der Bedingung, dass er für seine Bemühung einen Ochsen als Ersatz bekäme, worauf die Frau sehr gern einging und ihm seine Forderung bewilligte; der Propst aber machte hierauf dem Kinde den Kopf auf dieselbe Weise, wie man den ganzen Leib zu machen pflegt, nahm dann den Ochsen und begab sich nach Hause.
Als der junge Ehemann wieder zurückkam und das Vorgefallene vernahm, geriet er in großen Zorn, und man darf sich nicht wundern, dass er darüber nachsann, wie er dem Propst den ihm gespielten Streich vergelten könne; und dies fing er so an. Eines Tages war der Propst abwesend und sein früherer Knecht, jetzt sein Kätner, verkleidete und maskierte sich, bis er nicht wiederzuerkennen war, worauf er sich in die Propstei begab und sich für den klugen Doktor mit der langen Nase ausgab, der alle Übel und alle Gebrechen zu heilen verstände; ob man nicht vielleicht seiner Dienste bedürfe. Da nahm ihn die Pröpstin in ihre Kammer und fragte ihn, ob er ihr wohl zu sagen vermöge, woher es käme, dass ihr Mann sich im Bette gar nicht um sie bekümmere. Der Doktor musste sie also untersuchen und hieß sie mit einem Bein auf einen Stuhl steigen, damit er nachsehen könne, ob etwa da unten nicht alles in Ordnung wäre. Die Frau tat, wie der Doktor sagte, und dieser sah nach; worauf er sich dahin äußerte, dass er den Fehler genau erkannt hätte, diesem auch abzuhelfen vermöge, wenn sie sich auf den Fußboden hinlegen wolle. Dies geschah; sie legte sich hin, und der Doktor, der ihr die Röcke aufhob, steckte ihr ein Ei, welches er bei sich hatte, in die Fut, wobei er hinzufügte: »Lieget jetzt ganz stille, bis ich wiederkomme; ich muss einmal fortgehen, komme aber bald wieder.« Der Doktor begab sich dann in die Küche und fragte die Magd, ob ihr irgendetwas fehle. »Ja, sagte sie, es täte ihr weh im Magen.« Er hieß sie sich auf den Fußboden niederlegen, zog ihr die Röcke in die Höhe, und nach genauer Betrachtung des Leibes versprach er ihr Heilung. Er packte nämlich die Katze, die auf dem Herd sass, schnitt ihr den Kopf ab und setzte ihn auf des Mädchens Bauch, worauf er sie mit derselben Weisung verließ, die er der Pröpstin gegeben hatte.
Nun war die Zeit da, wo der Propst nach Hause kommen sollte; das wusste der vorgebliche Doktor und ging ihm entgegen, wobei er einen Hut in der Hand hielt, den er mit weichem Kot angefüllt und worüber er einen Bogen Papier gedeckt hatte. Als er nun mit dem Propst zusammentraf, fragte er ihn, ob er den Hut kaufen wolle. Er koste allerdings zehn Taler, hätte aber die besondere Eigenschaft, dass wenn man sich irgendwie in einer unangenehmen Lage befände, so brauche man ihn nur aufzusetzen, dann wäre alles wieder gut. Ja, das wäre ein herrlicher Hut, meinte der Propst und kaufte ihn trotz des teuren Preises. Darauf schieden sie, und jeder ging seines Weges.
Als nun der Propst nach Hause kam, traf er auf einen absonderlichen und gräulichen Anblick. Seine Frau war dabei, Eier zu legen, und die Magd junge Katzen zu werfen; denn sie lagen beide noch immer so, wie der Doktor sie gelegt hatte. Hierüber geriet der Propst natürlich ganz außer sich vor Entsetzen, erinnerte sich jedoch, wozu der Hut gut wäre, und drückte ihn sich auf den Kopf. Aber nun wurde es noch schlimmer: Der Kot lief ihm über die Backen und stank so gräulich, dass er acht Tage lang keinen Bissen herunterbringen konnte.
Da sah der Propst, dass er gründlich gebüßt hatte, und machte niemals mehr andern Kindern einen Kopf.