Der Pope und der Alte

Märchen aus Bulgarien

Es war einmal ein Pope, der hatte in seinem Hof eine Kirche. Der Pope hatte auch drei Kühe, von denen er wenigstens einmal den Rahm essen wollte. Doch aß seine Frau, sowie sie die Kühe gemolken und die Milch eingesäuert hatte, den Rahm auf. Wenn dann der Pope kam, sagte er: »Deck den Tisch«, und seine Frau deckte den Tisch, ging die Milch holen, doch als sie sie brachte, sah er, dass der Rahm aufgegessen war und sprach: »Ich will noch drei Kühe bringen, damit ich einmal Rahm esse. «
Er stand vom Tisch auf und ging, um noch drei Kühe zu kaufen; er brachte sie heim und sagte zu seiner Frau: »Hier sind noch drei, das macht sechs, drei für mich, drei für dich. « Es wurde Abend, und die Kühe kamen heim. Die Popenfrau begann, sie zu melken. Sobald sie sie gemolken hatte, säuerte sie die Milch ein, ließ sie gären, und sowie die Milch fertig war, aß sie den Rahm. Als dann der Pope zum Essen kam, sah er, dass der Rahm wieder aufgegessen war, und er sagte: »Ich will noch fünf Kühe kaufen, dann sind es elf; von denen lass ich eine für mich und alle anderen für dich. «
Dann ging er zum Basar und kaufte noch fünf Kühe und sagte zu der Popenfrau: »Nur diesmal hab Erbarmen mit mir und lass mir eine Schüssel Milch mit dem Rahm. «
Als es nun für die Popenfrau Zeit wurde, die Kühe zu melken, kam auch der Pope hinzu, und er dachte sich: »Hm! Jetzt werde ich doch endlich einmal Rahm essen. «
Er blieb neben der Frau stehen, bis sie die Kühe gemolken und die Milch eingesäuert hatte, und nachdem sie sie eingesäuert hatte, nahm der Pope die Milch und schloss sie in die Kirche und legte sich schlafen. Die gefräßige Popenfrau aber, als sie sich zum Schlafen hingelegt hatte, schlief nicht, sondern wartete, bis der Pope eingeschlafen war. Als er eingeschlafen war, zog sie ganz leise das Schlüsselbund aus seiner Tasche, ging und öffnete die Kirche, aß den Rahm auf und beschmierte mit Rahm den Bart der Ikone des Heiligen Nikola. Dann verließ und verschloss sie die Kirche, ging zum Popen zurück und steckte das Schlüsselbund wieder in seine Tasche.
Wenig später erwachte der Pope, und als er sich das Gesicht gewaschen hatte, trug er seiner Frau auf, den Tisch zu decken.
»Jetzt werde ich den Rahm essen«, sagte er sich. Dann ging er, schloss die Kirche auf und sah, dass die Schüsseln mit der Milch genauso zugedeckt dastanden, wie er sie zurückgelassen hatte, doch sowie er zu den Schüsseln kam, eine von ihnen und dann alle aufdeckte, sah er, dass der Rahm aufgegessen war, und er rief außer sich: »Ach! Mein Gott! Wer hat mir denn wieder den Rahm weggegessen? «
Als er das sagte, hob er seinen Kopf und sah, dass der Schnurrbart des Hl. Nikola mit Rahm beschmiert war, und er rief: »Heiliger Nikola, du also hast meinen Rahm aufgegessen? Und ich glaubte, es sei meine Frau gewesen, doch das warst du! « Er verließ die Kirche und rief seiner Frau zu: »Koche geschwind einen Kessel Essen und backe einen Backofen Brot, denn ich will fort. «
Seine Frau, soviel sie ihn auch bat zu bleiben, tat alles, was er ihr aufgetragen hatte, und als sie alles bereitet hatte, teilte er es unter den Armen auf, nahm für sich selbst nur das Notwendigste und ging fort.
Während der Pope eilig fortging, rief ein Alter hinter ihm her: »Warte, Väterchen Pope, warte auf mich! « Als der Pope das hörte, wartete er, bis der Alte ihn eingeholt hatte und ihn fragte, wohin er denn gehe. Der Pope erzählte dem Alten den Grund seines Fortgehens. Als sie dabei eine Strecke zurückgelegt hatten und es zu dunkeln begann, kamen sie in ein Dorf und suchten nach einem Nachtlager. Sie sahen das Haus eines Reichen und pochten an die Pforte. Eine von den Mägden kam heraus und fragte sie: »Wer klopft? « Der Alte sagte, dass sie arme Leute seien und einen Platz zum Schlafen für diese Nacht suchten. Doch die Magd erwiderte ihnen, dass sie ein krankes Kind hätten, das im Sterben läge. Der Alte sagte ihr, dass er es mit Gottes Hilfe heilen könne. Die Magd lief, um diese gute Nachricht ihrem Herrn zu bringen; der glaubte nicht den Worten der Magd und ging selbst, um zu sehen, und als er sah, dass ein Alter und ein Pope vor der Pforte standen, sagte er zu ihnen: »Was sucht ihr hier, ihr Herren? « Der Alte sagte zu ihm, dass sie für diese Nacht einen Schlafplatz suchten. Jener erwiderte ihnen, was auch die Magd gesagt hatte, und auch der Alte wiederholte, was er zu der Magd gesagt hatte.
»Wie willst du es heilen, wenn es in den letzten Zügen liegt? « Der Alte versprach, es zu heilen; könnte er es aber nicht heilen, dann sollten sie seinen und den Kopf des Popen abschlagen. Da ließ sie der Hausherr eintreten.
Sobald der Alte hineingegangen war, sagte er: »Bringt einen Kessel Wasser, ein wenig Holz und das Kind. «
Nachdem sie getan hatten, was der Alte ihnen aufgetragen hatte, und als sie ihm das Kind gegeben hatten, verschlossen sie die Tür von außen und der Alte von innen. Dann nahm er das Kind, schlachtete es und schnitt es in viele Stücke, wusch sie, und nachdem er sie gewaschen hatte, reihte er alle Teile wieder so aneinander, wie sie gewesen waren, begann, ein Gebet zu sprechen, und alle Teilchen wuchsen wieder zusammen, nur blieben sie leblos, darauf hauchte er dreimal auf das Kind, und da begann es wieder zu leben.
Während der Alte all dies tat, erschrak der Pope, dass man auch ihn töten könne, sollte das Kind sterben; doch sowie er sah, dass das Kind wieder lebte, staunte er sehr.
Am zweiten Abend kamen sie in eine andere Stadt, taten das Gleiche, wie es oben erzählt wurde, nur mit dem Unterschied, dass sie um einen Doppelsack Goldstücke handelten. Dann gingen sie aus der Stadt hinaus, um das Gold zu teilen, das sie mit ihrem Handwerk verdient hatten.
Während sie es teilten, sah der Pope, dass der Alte es in drei Teile teilte, und fragte ihn, warum er das tue. Der Alte sagte, dass der dritte Teil jenem gehöre, der ihm eine Hostie gestohlen habe. »Ich habe sie gestohlen«, sagte der Pope und bat ihn, seinen Fehler zu verzeihen. Da gab ihm der Alte das ganze Geld und sagte zu ihm: »Dir soll das ganze Geld gehören«, und er ging seiner Wege.
Nachdem der Alte fortgegangen war, hob der Pope eine Grube aus und vergrub darin das ganze Geld. Von dort ging er an einen Ort, um auch zu heilen. Er feilschte um wer weiß wieviel Groschen. Und nachdem er einen Handel abgeschlossen hatte, machte er alles ebenso wie der Alte, doch vermochte er es nicht, das Kind lebendig zu machen.
Da holte er den Alten ein, der heilte das Kind und reichte es dem Vater. Er zog dem Popen, der sehr erschrocken war, weil er das Kind nicht heilen konnte, nach draußen, erschlug ihn, und von dort kam der Pope, ohne viel Zeit zu verlieren an seinen Platz.