Die wunderbare Rettung zu Bensberg

aus dem Rheinland

Graf Engelbert I. von Berg weilte mit Vorliebe im Schloss zu Bensberg mit seiner Gemahlin, der schönen Girita vonGeldern, und seinen drei Kindern.

Als sein Töchterchen Jutta einst in der Nähe des Schlosses schneeweiße Maiglöckchen suchte, sprang eine zottige Bärin aus dem Gesträuch hervor. Nicht sobald hatten die Eltern die Gefahr ihres Kindes gewahrt, als es von jener ergriffen und, umsonst ängstlich um Hilfe rufend, davongetragen wurde. Der nacheilende Vater verlor die Spur des Raubtieres. Die bewusstlos hingesunkene Gattin trug er vor den weinenden Söhnlein zum Schlosse hinauf. Sofort saß der treue Burgvogt Rüdiger mit seinen Knechten auf und sprengte hinab in den Wald. Girita, als sie aus der Betäubung erwachte, fiel vor dem Bilde Mariens danieder, nahm das Jesuskind herab aus ihren Armen und betete: »Bist du eine liebende Mutter, so weißt du, wie sehr es schmerzt, ein Kind zu verlieren; fühlst du Erbarmen, so gib mir meine Jutta wieder - dein Kind erhältst du nicht eher, bis du mir meine Jutta wieder erstattest.« Wenige Stunden darauf brachte der Burgvogt die gefundene Kleine gesund und unversehrt zurück. Er hatte nämlich die Spur des Raubtieres die Agger hinauf verfolgt, bis er auf einem blühenden Wiesenplane das Kind über der tot hingestreckten Bärin gefunden. Jutta hatte ihm beim Erwachen erzählt, es habe ihr im Traum geschienen, sie sei von der Bärin zerrissen, aber von der Mutter Gottes wieder hergestellt worden. Wirklich sah man auch an dem Hals der Kleinen rötliche Narben, obgleich das Kind gesund war, wie vorher. Da wurde das Walten der Gebenedeiten offenbar! Auf der Mutter vertrauendes Gebet hatte der Blitz die Bärin erschlagen und Maria das schon zerfleischte Kind wieder geheilt.

Das Kind wuchs heran und wurde eine herrliche Jungfrau. Die Mutter, welche die Macht der Gebenedeiten so wunderbar erfahren hatte, wandte sich von dieser Zeit an von den weltlichen Dingen ab und brachte der heiligen Jungfrau ihr Leben dar. Sie starb als Äbtissin des Frauenstiftes zu Essen im Ruf der Heiligkeit. An dem Orte, wo Burgvogt Rüdiger die kleine Jutta wiedergefunden hatte, ließ Graf Engelbert eine Kapelle errichten und nahe dabei zur Sicherheit der Gegend auf einem festen Felshügel eine Burg bauen, die er Bärenau nannte und Rüdiger zum Lehen gab. Den Namen führen noch heute die Ruinen (später Altbernsau).