Mukbyl - Der Steinwerfer

usbekisches Volksmärchen

Es war einmal ein Emir in Buchara. Es ist schon lange her. Er hatte eine schöne Tochter. Sie war ein außerordentlich kräftiges und dabei fleißiges und munteres Mädchen. Sie hieß Mechrinigor.
Mechrinigor trug einen dichten Schleier so dass ihr Gesicht nicht zu sehen war. Sie verbrachte ihre freie Zeit gern auf der Jagd. Dabei war sie mit Schild und Schwert ausgerüstet und sah aus wie ein Jigit - ein schneidiger flotter Bursche. Eines Tages ging sie mit achthundert jungen Burschen wieder einmal auf die Jagd. Diese jungen Leute waren erfahrene Jäger. Sie konnten gut schießen und flink die Wurfschlinge handhaben. Wenn einer von ihnen seine Wurfsehlinge nach einem Stern geworfen hätte, so hätte er wohl diesen Stern auch einfangen können. Aber Mechrinigor konnte noch tausendmal besser schießen und übertraf in ihren Jagd-und Reitkünsten ihr Gefolge.
Also machte sich das Mädchen mit ihren Jagdfreunden auf den Weg. Sie ritten und jagten, jagten und ritten und waren den ganzen Tag munter und vergnügt. Gegen Abend erreichten sie einen hohen Berg. Plötzlich kam vom Berg ein Hirsch heruntergelaufen. Mechrinigor befahl ihrem Gefolge: «Umringt diesen Hirsch! Wir wollen ihn lebend einfangen. Sollte jemand von euch den Hirsch entlaufen lassen, so werde ich den bestrafen!» Achthundert junge Jäger warfen von allen Seiten ihre Wurfschlingen nach dem Hirsch. Aber der Hirsch war so flink und schlau, dass er allen achthundert Wurfschlingen entkam. Plötzlich tauchte der Hirsch ganz unerwartet vor Mechrinigor auf und entfloh ihr. Toll vor Zorn und Überraschung schoss die Prinzessin los; aber ... sie verfehlte ihr Ziel. Der Hirsch ließ einen Berggipfel nach dem anderen hinter sich und entfloh. Die Prinzessin jagte ihm nach.
Zu gleicher Zeit weidete ein Hirt in diesen Bergen seine Herde. Der Hirt erblickte den fliehenden Hirsch. Da nahm er seine Schleuder, legte einen Stein hinein, zielte nach dem Geweih des Hirsches und schnellte den Stein los. Der Stein erreichte sein Ziel. Der Hirsch stürzte zu Boden. Und nun, O, Schreck, sah die Verfolgerin nicht den gestürzten Hirsch sondern einen Tiger vor sich, Der Tiger sprang auf die Prinzessin zu. Erschrocken prallte das Ross der Prinzessin zurück. Mechrinigor stürzte ah. Der Tiger wollte sich auf sie. Noch einen kurzen Sprang und .... Da schleuderte der Hirt, der das alles von ferne gesehen hatte, einen Stein und zerschmetterte dessen Kopf. Der Tiger brach tot zusammen. Der Hirt kam herbeigelaufen und half Mechrinigor aufzustehen. Vor Schmach und Schreck konnte sie kein einziges Wort hervorbringen.
Und nun kam auch ihr Gefolge angesprengt. Was tun? Niemand wusste sich Rat. Da sprang das stolze Mädchen mit einem Satz auf ihr Ross. Sie zog sich den schönsten Ring vom Finger und überreichte ihn ihrem Retter - dem armen Hirten.
Aufs Schloss zurückgekehrt, war sie wie verwandelt. Sie schwor sich niemals mehr zu jagen und niemals mehr Männerkleidung zu tragen.
Und nun lasst uns hören, wie es dem Hirten weiter erging.
Der arme Hirt blieb tieferschüttert zurück. Mit Müh und Not fand er den Weg nach Hause zurück. Er erkrankte schwer und quälte sich auf seinem Krankenlager.
Mukbyl war der Liebling seines Volkes und wurde von allen Mukbyl-Toschotar - Mukbyl-der Steinwerfer genannt, denn im Steinewerfen gab es nicht seinesgleichen. Mukbyls Krankheit bereitete dem Bergvolk großen Kummer: er hatte das Vieh seines Volkes gut geweidet und vor den wilden Tieren in den Bergen geschützt. Kein wildes Tier hatte gewagt, seine Herde zu überfallen, weil Mukbyl es bestimmt getötet hätte. Er war doch der größte Meister im Steinschleudern! Jetzt war nicht nur die Herde, sondern auch das Bergvolk selbst schutzlos geworden.
Mukbyls Vater und Mutter waren schon alt. Sie hatten große Sorgen um ihren einzigen Sohn und weinten oft bitter. Die Bergbewohner besuchten fast täglich den Kranken. Unter ihnen war auch ein weiser alter Mann. Eines Tages setzte er sich zu Mukbyl und sagte:
-    Mein Sohn! Du warst doch immer so ein kräftiger gesunder Bursche. Woher plötzlich diese Krankheit? Öffne mir dein Herz, mein lieber Sohn: in wen bist du verliebt? Mir scheint dich plagt Liebeskummer. Wer hat dir dein Herz gestohlen?
Der verzweifelte Hirt antwortete mit Tränen in den Augen:
-    Oh, Vater, wonach fragen Sie mich? Meine Krankheit ist wohl unheilbar.
Darauf erwiderte der alte Mann:
-    Mein Sohn, sage mir, was dich quält, was du im Herzen trägst. Wir wollen dir helfen. Selbst wenn jenes Mädchen der Mond am Himmel wäre, so wurden wir ihn für dich herabholen.
Nach diesen Worten erwachte im Herzen des Hirten Hoffnung und er vertraute dem Alten seine heimlichsten Gefühle an.
Der Alte war nun vom Liebeskummer des Hirten überzeugt und erzählte dem Bergvolk alles: «Unser Mukbyl der Steinwerfer liebt die Prinzessin Mechrinigor. Wenn wir nichts unternehmen, um ihm zu helfen, so wird er zugrunde gehen».
Die Bergbewohner überlegten hin und her und kamen zu dem Schluss: «Der Emir wird unserem Mukbyl seine Tochter auf keinen Fall zur Frau geben». Doch einer der Bergbewohner entgegnete: «Man muss einen Brautwerber zum Emir schicken. Wenn der Emir unserem Mukbyl seine Tochter gibt, damit ist alles gut. Wenn nicht, so müssen wir mit dem Schwert in der Hand für Mukbyl kämpfen. Entweder kommen wir alle dabei um oder Mukbyls Wunsch geht in Erfüllung».
Das Bergvolk beschloss, für Mukbyl um die Prinzessin zu werben. Als Gabe zur Brautwerbung brachten sie viele Schafe und Pferde mit. Der Emir fragte sie: «Welchen Wunsch habt ihr?»
Der weise Alte erklärte den Grund ihres Besuches und schilderte die Jagdgeschichte, Er sagte endlich:
«Mein Emir, wir bitten um die Hand Eurer Tochter für unseren Hirten».
Da war der Emir zornig und sprach:
«Ach, ihr Dummköpfe! Wie konntet ihr euch .erlauben, um meine Tochter zu freien? Was für eine Schande ist das für mich?! Was für eine Erniedrigung? Oder ihr missachtet mich?»
Dann ließ er die Brautwerber in den Sindan - den Kerker werfen und befahl seinen Kriegern:
«Geht und bringt mir Hab und Gut dieses Bergvolks her! Den Mukbyl selbst aber sollt ihr lebend einfangen!»
Das Heer des Emirs raubte Hab und Gut des Bergvolks und tat diesem armen Volk viel Böses.
Mukbyls Vater erzählte das alles seinem Sohn. Da rief Mukbyl entsetzt: «Und meinetwegen ist das arme Volk in diese schreckliche Lage geraten!» Er nahm seine Wurfschlinge und ritt aufs Schlachtfeld. Er sah, dass das Bergvolk geschlagen wurde. Sofort begann er gegen das Heer des Emirs zu kämpfen, Bald vernichtete er einen großen Teil des Heeres. Die übrigen Krieger flohen ins Schloss zurück und teilten dem Emir mit: «Oh, Eure Majestät! Mukbyl-der Steinwerfer soll ja so stark sein! Er kann einen jeden Menschen durch einen einzigen Wurf töten. Viele von uns sind schon ums Leben gekommen. Wir sind jedoch noch heil davongekommen und in Euer Schloss geflohen, um unser Leben zu retten».
Der Emir war empört, sammelte sein ganzes Heer und führte es ins Schlachtfeld. Mukbyl erwartete den Emir auf seine Art. Er schleuderte von weitem Steine auf das Heer seiner Hoheit und enthauptete einen Krieger nach dem anderen.
Der Emir sah, dass er in dieser Schlacht nicht siegen kann, Deshalb schickte er seinen Boten zu Mukbyl und ließ ihm ausrichten:
«O, du heldenmütiger Junge! Ich bin einverstanden, dir meine Tochter zur Frau zu geben. Aber ich stelle zwei Bedingungen. Die erste Bedingung ist: du bringst mir acht lebendige Tiger. Du hast zwei Hände; also führst du mir an jeder Hand vier Tiger zu. Die zweite Bedingung ist: du bringst mir den Kopf von Hotamtoj und sein berühmtes Ross. Wenn du diese Bedingungen erfüllst« so gehört meine Tochter dir und du wirst ihr Gemahl».
Mukbyl überlegte nicht lange und nahm diese Bedingungen an. Aber er verlangte, die unschuldig eingekerkerten Menschen sofort aus dem Sindan zu befreien. Der Emir erfüllte diese Bedingung und ließ den Befreiten sogar neue Kleider geben.
Nun nahm Mukbyl-der Steinwerfer Abschied von seinem Bergvolk und machte sich allein auf den Weg, um acht Tiger einzufangen, Er wanderte und suchte lange. Endlich kam er zu einem Wäldchen. In einem Gebüsch erblickte er einen schlafenden Tiger. Ohne Zeit zu verlieren, warf er sich auf den Tiger und wollte ihn fesseln. Der Tiger erwachte und warf sich auf Mukbyl. Zwischen ihnen begann ein heftiger Kampf. Der starke Mukbyl spannte alle seine Kräfte an und so gelang es ihm, den Tiger zu überwältigen. Der Tiger wurde zahm wie ein Kätzchen. Mukbyl hatte betäubende Kräuter bei sich. Damit betäubte er den Tiger. Der schlummerte sofort ein. Danach band der Hirt dem Tier das Maul zu und kettete ihn fest an einen Baum. Nun setzte er seinen Weg fort. Endlich erreichte er einen hohen Berg. Ganz oben auf dem Berg begegnete er wieder einem Tiger. Mukbyl besiegte auch diesen Tiger und band ihn ebenfalls mit einer eisernen Kette an einen Baum. Auf solche Weise gelang es ihm, acht Tiger einzufangen. Dann band er sie alle acht zusammen, brachte sie allmählich wach. Die erwachten Tiere hatten immer nochAngst vor Mukbyl. Sie zitterten vor Furcht und gingen mit gesenkten Köpfen.
Mukbyl führte acht gekettete Tiger. Sie legten einen langen Weg zurück. Nach sieben Tagen und Nächten erreichte er endlich sein Heimatdorf. Die Dorfleute, die Mukbyl mit ein solcher Beute kommen sahen, waren stolz auf ihren tapferen Landsmann. Am anderen Morgen machte sich Mukbyl mit seinen acht eingefangenen Tigern auf den Weg zum Schloss des Emirs.
«Mukbyl-der Steinwerfer hat die Bedingung des Emirs erfüllt und fuhrt ihm acht Tiger zu». So sagten die Hofleute mit Bewunderung und Schreck einer zum anderen. Sobald Mukbyl mit seinen acht Tigern im Schloss erschien, flohen die Hofleute vor Angst. Im Hof herrschte großer Lärm und Aufregung. Die Jassowuls - die Hofwächter - meldeten alles dem Emir, den auch die Angst ergriffen hatte. Der Emir hatte wohl gehofft, dass der Hirt im Kampf gegen die Tiger ums Leben kommt. Nun ist er aber doch am Leben geblieben! Da besann sich der Emir eines Besseren. In Begleitung seiner treuen Laschkars -Krieger ging er Mukbyl-dem Steinwerfer entgegen und hieß den heldenmütigen Hirten willkommen. Dabei wiederholte er immer wieder: «Du bist brav, mein Sohn, du bist brav! Das hast du gut gemacht! Du hast meine erste Bedingung erfüllt. Nun bringe diese acht Tiger in die Berge zurück und ziehe ihnen dort das Fell ab. Dann erfülle die zweite Bedingung!»
Mukbyl verabschiedete sich von seinen Verwandten und Bekannten, Freunden und Landsleuten. Dann machte er sich wieder auf den Weg, um Hotanis Kopf und Ross zu bringen. Nach vier Monaten erreichte er die Stadt von Hotamtoj. ‚Diese Nacht möchte ich irgendwo verbringen‘, dachte er. Er kam an einen großen Teich, wo ein Mann seine krätzige Ziege badete. Mukbyl fragte ihn:
Ist Hotam in der Stadt oder ist er irgendwohin verreist?
Hotamtoj ist in der Stadt. Wohin des Wegs, junger Mann? Ihr scheint kein Hiesiger zu sein. Seid also heute unser Gast! Zu Hotamtoj könnt Ihr morgen gehen.
Mukbyl dachte für sich: «Gerade das will ich» und freute sich über dieses Angebot und wurde sein Gast. Der Wirt erwies ihm hohe Gastfreundschaft, Sie unterhielten sich den ganzen Abend und nach Mitternacht fragte der Wirt seinen Gast: - Mein junger Freund, in welcher Angelegenheit kommt Ihr zu Hotam?
In einer wichtigen Angelegenheit. Kennt Ihr ihn? Was für ein Mensch ist er eigentlich?
Jawohl, ich kenne Hotamtoj, er ist das Haupt der Stadt. Er sitzt aber nicht auf dem Thron wie andere Herrscher und fühlt sich unter den einfachen Menschen am wohlsten. In welcher Angelegenheit wollt Ihr zu ihm? - fragte der Wirt noch einmal.
Da sagte Mukbyl:
-    Das Gehörte hat mich sehr verwirrt. Ich bin auf Befehl des Emirs hierhergekommen, ich soll Hotam enthaupten und dem Emir seinen Kopf und sein Ross bringen. Ihr aber sagt, dass Hotam kein Bösewicht, sondern ein gutherziger Mensch ist. Wie kann ich da gegen ihn mein Schwert erheben?!
Der Wirt fragte Mukbyl wieder:
-    Hat Hotam Euch etwas Böses getan?
Hotam selbst hat mir nichts Böses angetan - erwiderte der Gast. Dann erzählte er dem Wirt ausführlich den Grund, warum er Hotam töten sollte.
Ruht Euch heute Nacht gut aus, - sagte daraufhin der Wirt,-' morgen früh führe, ich Euch zu Hotam.
Der Tag graute. Nach dem Frühstück sagte Mukbyl zu dem Wirt:
«Nun, zeigt mir bitte Hotams Haus». Der Wirt erwiderte: «Hotam - der bin ich. Das Ross, das der Emir haben wollte, habe ich gestern schlachten müssen, weil ich nichts Besseres besaß, um den Gast zu bewirten. Ich sehe, dass in Eurem Herzen eine große Liebe brennt. Ihr und Eure Liebe seid nicht nur einen Kopf, sondern tausend Köpfe wert.» Mit diesen Worten kniete er vor Mukbyl nieder und neigte seinen Kopf vor dem Gast.
Tief gerührt von einer solchen Opferbereitschaft brach Mukbyl in lautes Schluchzen aus und rief:
«Nein! Lieber lasse ich mir die Hände abhacken als dass ich Euer Opfer annehme und Ihr Euren Kopf verliert. Ich kann diese Bedingung des Emirs nicht erfüllen. Im Gegenteil, für solch einen edlen großzügigen Menschen wie Ihr bin ich bereit selbst meinen Kopf zu opfern.»
Hotam hatte einen Sohn. Er mischte sich in das Gespräch ein und sagte zu seinem Vater: «Der Gast hat recht, Es ist nutzlos, dem Emir Euren Kopf zu bringen. Denn der böse Emir kann behaupten, dass sei nicht Euer Kopf. Und er wird sein Versprechen nicht halten und noch dazu eine neue dritte Bedingung stellen». Dann sagte der Sohn des Wirtes zu Mukbyl: «Es ist besser, wenn mein Vater mit Euch zusammen zum Emir geht. Wenn Euer Schicksal durch den Kopf meines Vaters entschieden werden kann, so bin ich tausendmal damit einverstanden».
Hotam stimmte den Worten seines Sohnes zu und sagte: «Ihr müsst nämlich wissen: Ich habe vor Zeiten ein Gelöbnis abgelegt, dass ich immer opferbereit sein werde. Sogar dann; wenn jemals ein armer Mensch zu seinem Glück meinen Kopf benötigt, werde ich bereit sein, ihn zu opfern. Nun ist es soweit! Ich werde mein Gelöbnis einlösen!»
Mukbyl war ganz verzweifelt und ratlos. Mukbyl und Hotamtoj machten sich auf den Weg nach Buchara zum Emir. Nach einigen Tagen erreichten sie die Stadt Buchara. Mukbyl ging mit Hotam zusammen zum Emir. Der Emir empfing Mukbyl mit allen Ehren. Dann fragte er den Hirten:
-    Nun, hast du Hotams Kopf und Ross mitgebracht?
-    Hotam hat sich als ein großherziger edler Mensch erwiesen. Ich war bei ihm zu Besuch und habe bei ihm übernachtet, ohne dass ich es wusste, dass ich bei Hotam war. Er hatte nichts anderes als sein liebgewonnenes Ross. Dieses Ross hat er geschlachtet und einen angereisten Fremden wie mich damit bewirtet um für mich ein festliches Nachtmahl zuzubereiten. Als er erfuhr, in welcher Angelegenheit ich zu ihm gekommen war, hat er seinen Kopf vor mein Schwert hingehalten. Ich habe aber nicht den Kopf eines solchen mutigen und großzügigen Menschen, sondern ihn selbst lebendig mitgebracht. Da rief der Emir:
-    Wo ist denn Hotam selbst?
Mukbyl rief Hotam, der draußen wartete, zum Emir. Hotam kam herein und verbeugte sich vor dem Emir. Der Emir wurde blass, seine Glieder begannen zu zittern. Da sagte Hotam dem Emir:
-    Ich bin Hotam, den Ihr sucht. Der Emir sagte aber zu Mukbyl:
Ich hatte dir doch befohlen, den Kopf von Hotam zu bringen. Du hast ihn aber selbst hergebracht.
Darauf antwortete ihm Hotam:
-    Ich habe diesem Burschen in meinem Lande meinen Kopf geschenkt, aber er hat ihn nicht abgehackt. Deshalb kam ich wohl oder übel selbst mit Da ist mein Kopf, lasst Ihr ihn abschlagen, aber den Traumwunsch dieses Burschen bringt in Erfüllung!
Der Emir rief seinen Henker herbei und befahl ihm Hotam zu töten. Als der Henker Hotam wegführte, konnte Mukbyl es nicht mehr ertragen. Er schlug dem Henker auf den Kopf, so dass sein Gesicht nach hinten schauen musste. Dann riet er In Zorn zum Emir:
-    Was für ein Schuft bist du eigentlich?! Wenn du imstande bist solch einen unschuldigen, mutigen, großzügigen Menschen zu töten, so behalte lieber deine Tochter! Wenn es dir aber darum geht, einen Menschen zu töten, bringe dann doch mich um anstatt Hotam!
Der Emir geriet in noch größere Wut und schrie:
-    Habe ich vielleicht Angst vor dir? Wenn ich jemanden töten will, so tue ich es!
Dann rief er den Henker herbei und befahl, auch Mukbyl den Kopf abzuschlagen. In diesem Augenblick kam Mechrinigor aus einem der Innenzimmer gelaufen und warf sich Mukbyl an den Hals. Der Emir rief in Zorn: «Tötet sie auch!»
Da sagte Hotam dem Emir.
-    Das ist ja unbesonnen von Euch, Eure Hoheit!
Mit diesen Worten lief er zum Thron. Der Emir griff nach seinem Schwert, aber Hotam entriss ihm das Schwert, stieß ihn heftig, so dass der Emir von seinem Thron auf den Boden viel. Dann rief Hotam zu Mukbyl:
-    Junger Mann, steigt auf den Thron!
Die Hofleute, die den Emir nicht mehr achteten, verbeugten sich vor Mukbyl - dem neuen jungen Emir. Dann feierten sie die Hochzeit von Mukbyl und Mechrinigor. Hotamtoj war auch dabei und führte die Hochzeitsfeier an. Der gewissenlose Emir aber wurde in den Sindan geworfen. Das ganze Land lebte von nun an in Frieden und Eintracht.
Mukbyl-der Steinwerfer und Mechriniger lebten auch glücklich und hatten ihr Ziel erreicht. Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.