Die Schwiegermutter des Teufels

Spanisches Märchen - Katalonien

Es war einmal eine Mutter, die hatte eine Tochter. Das Mädchen aber war sehr stolz, und kein Freier sagte ihr zu. Sie hatte schon ein halbes Dutzend junger Galane abgewiesen, da sagte ihre Mutter eines Tages, als sie wieder einem Freier die Tür gezeigt hatte, zornig: »Wenn du doch den Teufel zum Liebhaber erhalten wolltest! «

Aber in der Folge bereute sie ihre Worte und begann zu fürchten, dass die Verwünschung etwas Übles einbringen könne. Und etwa nach Ablauf eines Jahres erschien bei dem jungen Mädchen ein außerordentlich hübscher junger Mann. Der war nicht nur besser gekleidet als alle bisherigen Freier, sondern er war auch sehr reich, sehr liebenswürdig und sehr galant. Er allein verstand es, dem Mädchen nach Gefallen zu sein und es zu verwöhnen. Da kam es denn, wie es kommen musste, das Mädchen verliebte sich blind in diesen Mann; aber die Mutter lebte in der Furcht, es könne ein Dämon sein und ihre Verwünschung könne Früchte getragen haben. Dennoch bereitete man die Hochzeit vor.

Es wurde ein prächtiges Fest. Der Bräutigam, der sehr reich sein musste, bezahlte das ganze Festmahl und beschenkte alle, die zur Hochzeit gekommen waren. Nach dem Mahl rief die Mutter die junge Braut auf die Seite und gab ihr einen geweihten Ölzweig. Außerdem trug sie ihr auf, wenn sie in ihr Schlafgemach käme, solle sie gut alle Fenster und Türen schließen, und sie solle alle Vorhänge mit Weihwasser besprengen und nur das Schlüsselloch frei lassen. Die junge Braut erfüllte alles genau, wie es ihr ihre Mutter aufgetragen hatte. Als der Bräutigam — und das war der Teufel! — Ins Zimmer kam, sah er den geweihten Ölzweig in der Hand seiner Braut und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit zur Flucht. Aber alles war verschlossen, und da er keinen anderen Ausgang sah als das Schlüsselloch, entwich er durch dieses.

Aber seine Schwiegermutter war geriebener als er und hatte an das Schlüsselloch ein Fläschchen gehalten, und kaum war der Teufel aus dem Zimmer entwichen, da befand er sich auch schon in dem Fläschchen, das die Alte sogleich verschloss. Die Mutter erzählte ihrer Tochter nichts von der ganzen Geschichte, sondern ging und vergrub die Flasche tief in einer Höhle, die dort in der Gegend war. Der Teufel aber blieb eingeschlossen in dem Fläschchen, länger als 25 Jahre. Er war so verzweifelt, dass er sich selbst den Schwanz, den Bart und die Hörner raufte und sich voll Wut darüber, dass ihn eine Alte hereingelegt hatte, selbst ins Gesicht schlug. Während der Teufel so in dem Fläschchen eingeschlossen war, lebte die Welt in tiefstem Frieden. Die Gefängnisse waren leer, Richter und Advokaten waren auf die Mildtätigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen, weil sie keine Arbeit mehr hatten, denn niemand wollte mehr rauben oder stehlen. Da geschah es eines Tages, dass zufällig in jener Gegend ein Wolkenbruch niederging, der war so heftig, dass die Käfer schwammen. Da flüchtete ein Hirt mit seiner großen Herde in jene Höhle, um darin zu übernachten. Und da die Herde Hunderte von Schafen zählte, füllte sie die ganze Höhle aus. Eines von den Schafen aber begann mit seinen Füßen in der Erde zu scharren und kam dabei nach und nach an die Flasche, in der der Teufel saß. Als es die ausgegraben hatte, blökte es, was es konnte, und mit ihm fingen alle andern Schafe zu blöken an. Dieser Heidenlärm alarmierte den Hirten, und er ging hin, um zu schauen, was es gäbe. Da fand er die Flasche, darin sah er etwas zappeln, und er hörte eine Stimme schreien: »Zu Hilfe, zu Hilfe! Befreie mich aus meinem Gefängnis, und ich werde dich glücklich machen. « Der Hirt besah sich nun in Ruhe die Flasche samt ihrem sonderbaren Inhalt: eine Person, die Hörner und Schwanz trug und einen Bocksfuss hatte. Da verstand er, dass es der Teufel war, und er beschloss, aus dieser Gelegenheit Gewinn zu ziehen.

»Was gibst du mir, wenn ich dich herauslasse? « — »Ich gebe dir, was du willst. « — »Ich will das Haus, wo mein Herr wohnt. « — »Gemacht. « — »Ich will, dass diese große Herde, die ich für meinen Herrn bewache, mir gehört und dass ich selbst ein Herr bin. « — »Gemacht. « — »Ich will jeden Tag vier Dukaten bekommen. « — »Mensch, ich und Geld! Ich habe nicht einen roten Heller mehr. Du kannst dir selbst ausrechnen, dass während meiner Gefangenschaft die Geschäfte herzlich schlecht gegangen sind. In der Hölle aber mag es wie in Andorra aussehen, denn in meiner Abwesenheit wird man weder Tag noch Nacht gearbeitet haben. Aber ich mache dir ein Angebot: Wenn ich auch nicht gleich mit barer Münze zahlen kann, so kann ich dir doch auf diese oder jene Weise zu Geld verhelfen. Pass einmal auf: du befreist mich hier aus meinem Gefängnis, und ich gehe in den Palast des Königs. Dort schlüpfe ich durch den Mund der ältesten Prinzessin in ihren Bauch und mache ihr ein großes Übel. Niemand wird hinter die Ursache der Krankheit kommen. Dann stellst du dich ein und versprichst, das Übel innerhalb dreier Tage zu beheben, wenn man dir vierhundert Dukaten gibt; und du kannst dir selbst ausrechnen, dass man gerne auf dieses Angebot eingehen wird. «

Der Hirt überlegte sich die Sache, dann schloss er mit dem Teufel einen Vertrag und ließ ihn aus der Flasche heraus. Der Teufel aber begab sich sogleich in den Palast des Königs, und als die älteste Tochter gähnte, fuhr er durch ihren Hals in den Leib. Im Bauch aber begann er zu tanzen und zu springen, dass der armen Prinzessin ganz übel wurde. Der König ließ seine Ärzte rufen, und die gaben der Prinzessin verschiedene Medizinen ein, aber keine wollte helfen, im Gegenteil, das Leiden wurde nur immer schlimmer. Da ließ sich der Hirt beim König melden und sagte, er verstehe sich darauf, die Prinzessin zu heilen. Als der König den Hirten in seiner bäuerlichen und schmutzigen Kleidung sah, dachte er zuerst, der wolle ihn zum Narren halten. Aber der Hirt bestand darauf, dass er der Kranken helfen könne. Da sagte der König: »Gut, wenn du die Prinzessin kurierst, dann sollst du haben, was du verlangst. Wenn du sie jedoch nicht binnen drei Tagen von ihren Schmerzen befreien kannst, dann sollst du hängen. « Als der Teufel das hörte, sprang er vor Vergnügen besonders hoch — und die arme Prinzessin schrie vor Schmerz —, denn er dachte, auf diese Weise werde er den Hirten los, wenn er nicht herausginge.

Der Hirt aber wunderte sich, dass sich der Teufel nicht an seine Abmachung hielt. Er kam auch am nächsten Tag wieder und bat den Teufel, die Prinzessin zu verlassen, aber der dachte nicht daran. Als der Hirt am dritten Tag in den Palast ging, sah er, dass man davor einen großen Galgen aufgebaut hatte, denn seine Frist ging nun zu Ende. Da überlegte er, wie er den Kopf aus der Schlinge ziehen könnte. Und denkt euch, was er machte! Er ließ alle Glocken der Stadt läuten, das gab ein Dröhnen wie an einem hohen Festtag. Der Teufel wurde ganz aufgeregt und neugierig, als er das Läuten hörte, und wartete mit Ungeduld auf das Kommen des Hirten, um nach der Ursache des Lärms zu fragen. Der Hirt aber ließ ihn noch einige Zeit warten. Endlich ging er ins Schloss hinein und betrat das Zimmer der Prinzessin. Da fragte der Teufel: »Sag mir doch gleich, was ist das heute denn für ein Läuten, das kein Ende nehmen will? Mir scheint, es gibt ein großes Fest! « Da antwortete der Schlingel: »Ja, man sagt, dass soeben deine Schwiegermutter in der Stadt eintrifft. « Als der Teufel das hörte, schoss er wie ein Pfeil aus der Prinzessin heraus und floh wie von den Hunden gehetzt.

Die Prinzessin war glücklich, dass ihre Schmerzen mit einem Male zu Ende waren, und sie suchte gleich ihren Vater auf, um ihm davon Mitteilung zu machen. Der König war so froh darüber, dass seine Tochter geheilt war! Er überlegte nicht lange, sondern fragte den Hirten, ob er wohl die Prinzessin heiraten wolle. Und ob der wollte! So wurde er zuerst Prinz und später gar noch König.

Der Teufel, so teuflisch, wie er war, erkannte recht wohl, dass seine Schwiegermutter noch verschlagener und boshafter war als er selbst, und er zog die Lehre aus diesen Erfahrungen. Und so kommt es, dass man sagt:

»Reicht des Teufels Macht nicht aus, Schickt er eine Frau ins Haus! «