Wie Dummhans Jacqueline heiratete

Französisches Märchen

Dummhans liebte Jacqueline, die Tochter eines Bauern aus dem benachbarten Dorfe. Dummhans war also sehr glücklich, werdet ihr sagen. Aber nein, er war nicht glücklich, und ihr sollt wissen, warum: Jacqueline war reich und Dummhans war arm. Eines Tages packte indessen Dummhans seine Kurasche mit zwei Händen, zog seine besten Kleider an und begab sich ins Dorf seiner Liebsten, um den Bauern um die Hand seiner Tochter zu bitten. Es geschah, wie er es sich hätte denken können, wenn er vor dem Fortgehen ein wenig überlegt hätte: die Bitte wurde abgeschlagen. Der Bauer sagte nicht eins noch zwei, sondern nahm ihn bei den Schultern, drehte ihn auf den Fersen herum und ließ ihn die Treppe schneller herabsteigen, als er hinaufgekommen war. Stellt euch die Verlegenheit des armen Verliebten vor. Man muss gestehen, dass er sehr zu beklagen war: vom hübschesten Mädchen der Gemeinde geliebt zu werden und sich von einem Papa, der nicht den kleinen Finger seiner Tochter wert ist, vor die Türe gesetzt zu sehen, ist nicht erfreulich. Und namentlich: was sollten die Burschen des Dorfes sagen, wenn sie erfuhren, auf welch lächerliche Art und Weise der unselige Dummhans hinauskomplimentiert worden war? Was sollten die jun gen Mädchen sagen, die alle auf Jacqueline neidisch waren? Gewiss, er durfte künftig nicht wagen, sich auf der kleinsten Festlichkeit, Tanzunterhaltung oder Kirchweih sehen zu lassen.
Dummhans sagte sich das alles, als er mit langem Gesicht heimkehrte. Bald konnte er sich nicht mehr halten und fing an zu weinen wie ein Kalb. »Hihihihi« machte er den ganzen Weg entlang. Ich habe gesagt, er heulte wie ein Kalb, und ich wiederhole es, denn wenn er anders geweint hätte, so hätte ihn der Schäfer, der mindestens zweihundert Meter von dort entfernt war, sicher nicht hören können; und doch wurde dieser, der gerade ganz gemütlich in seiner kleinen Hütte auf dem Felde schnarchte, plötzlich davon aufgeweckt und erhob sich, um zu sehen, was es gäbe. Er bemerkte Dummhans: »Nun, nun, was ist denn dem Dummhans passiert? Ich habe ihn nie so traurig gesehen! Er ist ein braver Bursch, und ich will versuchen, ihn zu trösten und ihm zu helfen.« Und der Schäfer trat zu Dummhans und schlug ihn auf die Schulter. »Was ist? Wer heißt dich so heulen?« »Hihihi.« »Genug hihihi! Warum weinst du so?« »Hihihi, ich habe Thomas um die Hand seiner Tochter gebeten, aber zum Unglück ... hihihi ...« »Hat er dich heimgeschickt, wie ich sehe, deiner Armut wegen.« »Hihihi, ja!« »Gut, mein Junge, deshalb brauchst du nicht so untröstlich zu sein. Fasse Mut! Hier ist etwas, womit du den Widerstand deines zukünftigen Schwiegervaters brechen kannst. Nimm dieses Päckchen mit rotem Pulver und tu, was ich dir sage.« Der Schäfer überreichte Dummhans das kleine Beutelchen mit Pulver und gab ihm seine Instruktion. Dummhans kehrte ins Dorf zurück, stopfte seine Pfeife und trat ins Haus des Bauern Thomas. Jacqueline war allein in der Küche. »Ich möchte meine Pfeife anzünden. Gestattest du, Jacqueline?« »Ob ich es gestatte? Warum nicht? Was gedenkst du wegen unserer Heirat zu tun, Hans?« »Das kümmert mich gar nicht. Und du brauchst dich auch nicht darum zu sorgen. In Kürze, Jacqueline, werde ich das Einverständnis deiner Familie haben!« »Wie das?« »Das tut nichts zur Sache! Du sollst es später erfahren. Ich zünde meine Pfeife an und gehe!« Dummhans trat zum Herd, zündete seine Pfeife an und warf eine Handvoll Pulver in das Feuer, dann verließ er Jacqueline.
Diese war einen Augenblick in den Garten gegangen und fand bei ihrer Rückkehr das Feuer zu dreiviertel erloschen. Sie wollte es anblasen und hielt ihren Mund über die Kohlen, da begann sie mit einem Male: »Putputput« zu machen und konnte nicht wieder aufhören. Ganz erschrocken eilte sie zu ihrer Mutter: »Mama, Mama, putputput, ich weiß nicht, putput, was ich habe, put, aber, put, seit einem Augenblick, put, mache ich nichts mehr als putputputputput.« Die Bäuerin ließ sich, so gut es gehen wollte, von ihrer Tochter erzählen, was ihr zugestoßen sei. »Das kann nicht das Feuer sein, was dich so putputput machen lässt. Es ist sicher etwas anderes. Du wirst sehen, dass mir so etwas nicht passiert, wenn ich es anblase.« Die Mutter trat zum Herd, und als sie reden wollte, merkte sie, dass sie »putput« machte wie ihre Tochter. Ihr könnt euch denken, dass die Bäuerin sehr ärgerlich war, und da sie ihr Missgeschick ihrem Gatten nicht zu erzählen wagte, gab sie ihm, als er vom Felde heimkehrte, durch Zeichen zu verstehen, er solle das Feuer anzünden. Aber es ging ihm ebenso wie seiner Frau und seiner Tochter Jacqueline, und niemand sprach mehr ein Wort ohne die zwangsweise Begleitung von endlosem putputput. »Man sollte glauben, putput,« sagte Thomas, »dass, putput, der Teufel, put, gekommen ist, putput, um in unserem Herd, put, zu logieren. Ich werde sogleich, putput, den Herrn Pfarrer, put, ersuchen, dass er, putput, herkommt und den Teufel austreibt.« Und hier reihte der Bauer, ganz außer Atem von der langen Rede, fünfzehn bis zwanzig putput hintereinander. Er suchte den Pfarrer auf, der aber gar keinen Wert darauf legte, den Teufel aus einem Herd, den er zu seinem Wohnsitz auserkoren hatte, auszuquartieren. Er kam recht widerwillig mit einem Chorknaben, der den Wedel und das Weihwasser trug. Man trat in das Haus des Bauern, und nach einem guten Schluck Äpfelwein machte sich der Pfarrer daran, die geforderten Gebete zu sprechen. Alles ging gut bis zu dem Augenblick, wo der Pfarrer dazu überging, in den Herd zu blasen, um dem Dämon den Rückzug zu befehlen. Das Pulver wirkte nun: »Do –, putputput, – minus, putput, – us – us, putput, vobis –, putputput, vobis – ... vobiscum, putput!« »Et cum, putput, spiritu, putputput, spiritu, put, tuo, putputput!« fügten Thomas, seine Frau und Jacqueline hinzu. Der Pfarrer sah ein, dass es kein Mittel gab, den Zauber weichen zu machen; er verabschiedete sich vom Bauern und ging, nicht ohne zuvor einige weitere Glas Äpfelwein getrunken zu haben; ohne Zweifel nur deshalb, um die putput hinunterzuspülen.
Der Pfarrer ging wieder in sein Dorf. Auf dem Wege traf er den Schäfer. »Guten Tag, Herr Pfarrer! Ihr scheint heute sehr betrübt zu sein, wenn ich mich nicht täusche.« »Sprich nicht davon, putputputput! Seit einer Stunde, putputput, bin ich in den Krallen des Teufels, der, putputput, mich jeden Augenblick putputput sagen lässt.« »Lasst sehen, Herr Pfarrer, es gibt ein Mittel, Euch zu heilen! Ich kenne die Ursache von all dem und weiß, dass die Familie Thomas von dem gleichen Übel befallen ist. Ich allein kann Euch nicht helfen; aber mit Hilfe des Dummhans aus Eurem Dorfe wäre ich imstande, Euch und zugleich den Bauern Thomas, seine Frau und seine Tochter Jacqueline von dem Ungemach, an dem Ihr leidet, zu erlösen.« »Oh, was ist zu tun? putputput. Ich bin zu allem bereit, mein Leben, putputputput, ist unerträglich, es wäre mir, putputput, unmöglich, putput, die kleinste Predigt zu halten.« »Wir fordern wenig von Euch. Dummhans soll Jacqueline heiraten und wir werden Euch heilen!« »Wenn es weiter nichts ist, putputput, so bin ich einverstanden, putput! Ich will Thomas dazu veranlassen, putputputput!«
Der Pfarrer tat, wie er gesagt hatte, und bestimmte Thomas dazu, seine Tochter Dummhans zur Frau zu geben. Von diesem Augenblick an ließ der alte Schäfer die Verhexung aufhören und alles war geheilt. Acht Tage später heiratete Dummhans seine Jacqueline und der Pfarrer und der Schäfer waren bei der Hochzeit ... Aber ich kann mein Märchen nicht zu Ende erzählen ... der Hahn krähte und es wurde Tag.