Von Jan Grolleman

niederländisches Märchen

Es war einmal ein Bauer, der den ganzen Tag über nur brummte und beruhte und grollte, weil seine Frau nicht zu wusch und zu kochte, wie er es gerne haben wollte. Die Frau konnte sich sein Grollen nicht länger anhören und fragte eine Nachbarin um Rat, die ganz in der Nähe ihres Hauses im Walde wohnte.
»Betteke, « sagte die Nachbarin, »nichts ist leichter, als seinen Mann von seiner Krankheit zu heilen. Schlage ihm vor, du würdest heute an seiner Arbeit verrichten, und er soll für den Haushalt sorgen. «
Gesagt getan. Am nächsten Tag ging die Frau mit Hacke und Spaten aus Feld hinaus, und er blieb zu Hause.
Zuerst einmal wollte Jan buttern. Dabei bekam er großen Durst, und er ging in den Keller, um einen Krug Bier zu zapfen. Plötzlich hörte er über seinem Kopf, in der Küche, ein Grunzen und Poltern. Rasch schaute er nach, was da los sei. Du lieber Himmel, da hatte das Schwein das Butterfass umgestoßen und wühlte nun mit dem dreckigen Rüssel in der süßen Sahne. Mit Mühe gelang es Jan, das Tier wieder in seinen Stall einzuschließen. Doch nun fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, den Bierhahn zuzudrehen. Der ganze Keller würde inzwischen voll Bier gelaufen sein. Jan drehte den Hahn zu und griff nach Schrubber und Waschlappen, um den Keller aufzuwischen. Als er damit fertig war, goss er erneut Sahne ins Butterfass, denn er wollte an diesem Tag, koste es, was es wolle, frische Butter essen. Während Jan nun butterte, fiel ihm plötzlich ein, dass die Kuh noch kein Futter bekommen hatte. Um Zeit zu sparen, führte er die Kuh auf das flache Dach seines Hauses, das an einen Berg gebaut war und auf dem es Gras in Überfülle gab. Das Butterfass hatte er sich auf den Rücken gebunden, er trug es nun stets mit, um ein weiteres Unglück zu verhüten. Das war schön und gut, aber Jan hatte nicht daran gedacht, die Kuh zuerst einmal trinken zu lassen, ehe er sich wieder ans Buttern begab. Während er sich nun über den Brunnenrand beugte, lief ihm die Sahne am Hals entlang in den Brunnen hinein. Inzwischen war es fast Mittag geworden, und Jan hatte noch nicht fürs Essen gesorgt. Er zündete im Kamin das Feuer an und hängte den Breikessel über die Flammen. Doch als der Brei zu kochen begann, hatte er wieder einen unglücklichen Einfall: die Kuh könne vom Dach fallen - und was dann? Und so kletterte er aufs Dach, band einen kräftigen Strick an den Hörnern der Kuh fest und ließ das freie Ende in den Kaminschacht baumeln. Als er unten angekommen war, band er sich den Strick um den Bauch, um die Kuh festhalten zu können. Er setzte sich wieder zum Feuer und rührte in seinem Brei.
Aber, plötzlich machte die Kuh auf dem Dach einen Fehltritt und rollte hinab. Und mit ihrem schweren Gewicht zog sie Jan in den Kaminschacht hinein. So hingen sie nun beide zwischen Himmel und Erde und strampelten um die Wette: Jan in Rauch und Ruß; die Kuh draußen, an der Hausmauer. Als Betteke vom Feld heimkam und die Kuh dort hängen sah, lief sie schnell auf das Tier zu und hackte den Strick mit dem Spaten entzwei. Die Kuh fiel herab und brach sich ein Bein; und Jan fiel... in den Breikessel hinein.