Der Prinz Kröte

Portugiesisches Märchen

Es lebten einmal ein König und eine Königin, die gerne Kinder haben wollten, aber sie bekamen keine. Sie waren sehr traurig. Zu Hause waren alle verstimmt, man schimpfte gegen alles und wegen allem. Es war eine wahre Hölle.
Es gab im Hause nur ein Mädchen namens Maria, das sehr gutmütig war. Bei allen Streitereien war sie es, die das Dienstpersonal mit ihrer Güte und Liebe ermunterte, und alle hielten zu ihr, dank der Art, wie Maria sie behandelte. Nach Meinung aller war sie eine Heilige. Maria war ein Patenkind der Königin. Ihre Mutter, die sehr gut gewesen war, war gestorben, und das Mädchen ging jeden Tag zu ihrem Grab, um dort zu beten. Als die Mutter starb, hatte sie kurz vor ihrem Tode der Tochter, die sich beklagte, weil sie allein und ohne Hilfe ihrer Mutter bleiben sollte, gesagt: »Mach dir keine Sorgen, mein Kind, denn ich werde immer bei dir bleiben. Wenn du einmal verzweifelt bist, dann ruf mich! «
Eines Tages, als die Königin eine Spazierfahrt mit der Kutsche machte, erschraken die Pferde auf der Straße und gingen fast durch. Sie fingen schon an, wie wild zu rennen, als zwei Diener sich vor sie hinstellten und sie mit Gefahr des eigenen Lebens hielten. Schließlich gelang es ihnen, die Pferde zu beruhigen.
Als die Königin sich nach der Ursache des Schreckens der Pferde erkundigte, antworteten die Diener, es sei eine sehr große Kröte schuld, die quer auf der Straße lag. Die Königin befahl, sie sollten die Kröte fangen und sie zur Kutsche bringen, was die Diener mit Abscheu taten.
Die Königin hat sich über die Größe der Kröte sehr gewundert und sagte zu sich selbst: »Ich möchte so ein Kind haben. « Und sie bewunderte die Kröte so sehr, dass sie an nichts Anderes dachte, bis ein Ritter herbeieilte, stehenblieb und ihr sagte, dass der König sie erwarte und sich Sorgen über ihre Verspätung mache. Deswegen habe er ihn auf die Suche nach ihr geschickt.
Die Königin fand in die Wirklichkeit zurück und ließ die Kröte auf den Boden setzen. Dann fuhr sie zum Schloss, wo der König ungeduldig auf sie wartete.
Sie erzählte ihm, was mit ihr geschehen war, ging traurig in ihr Zimmer und legte sich ins Bett. Am folgenden Tag war sie krank. Ihr Körper war schwach, es wurde ihr bei allem übel, und endlich wusste man, dass sie schwanger war. Das wurde bekannt, und so kam eine große Freude ins Schloss. Wo früher Streit und Traurigkeit geherrscht hatten, war jetzt alles voll Freude und Heiterkeit.
Die Zeit verging, und der Tag kam, an dem die Königin eine sehr große Kröte gebar, so groß wie jene, die sie zur Kutsche hatte bringen lassen, als sie spazieren gefahren war.
Alle waren erschrocken und haben sich gewundert. Nur die Königin wunderte sich nicht, denn sie erinnerte sich daran, dass es ihr Wunsch gewesen war, als man ihr die Kröte zeigte. Eines Tages rief sie ihr Patenkind Maria und sagte ihr: »Maria, du wirst die Kröte heiraten. «
»Ach, Patin, soll ich denn eine Kröte heiraten? «
»Ja, du musst sie heiraten, denn ich befehle es dir, und wenn du es nicht tust, dann lasse ich dich töten. Wähle und antworte mir! «
Maria war sehr verwirrt und lief zum Grab ihrer Mutter. Dort weinte sie, bat die Mutter, ihr zu helfen, und eine Stimme sagte: »Heirate die Kröte! «
Sie weinte weiter, und dieselbe Stimme sagte: »Heirate die Kröte! «
Dreimal hörte sie dieselbe Stimme, bis sie beruhigt aufstand, zur Königin ging und ihr sagte, sie habe sich entschlossen, die Kröte zu heiraten und so den Wunsch der Patin zu erfüllen.
Die Königin freute sich, gab ihre Befehle für die Feierlichkeiten und setzte das Datum der Hochzeit fest, die mit großer Pracht gefeiert wurde. Es gab ein großes Mahl. Am Abend vor der Hochzeit aber ging Maria zum Grab ihrer Mutter, um zu beten, und hörte eine Stimme, die ihr sagte: »Maria, zieh sieben Röcke an, und wenn du mit der Kröte in dein Zimmer hineingehst, wird sie sagen: >Maria, zieh einen Rock aus!< und du sollst antworten: >Kröte, zieh deine Haut aus!< Diese Befehle und Antworten werden weitergehen, bis du den letzten Rock ausgezogen hast und die Kröte die letzte Haut weggenommen hat. Dann wirst du sehen, was dir übrig bleibt. «
So geschah es. Am Hochzeitstag zog Maria sieben Röcke an und ließ sich trauen. Nach dem Hochzeitsmahl gingen alle in ihre Gemächer. Maria und die Kröte wurden von der Königin bis in ihr Zimmer begleitet, wo sie allein blieben. Aber die Dienerschaft und die Zofen, die sehr neugierig waren, hatten vorher Löcher in die Wand gebohrt, um sehen zu können, was im Zimmer der Brautleute passiere. Sie haben sich alle gewundert, als sie die Kröte sagen hörten: »Maria, zieh einen Rock aus! « Und sie: »Kröte, zieh eine Haut aus! «
So ging es weiter, bis Maria die sieben Röcke ausgezogen hatte, und die Kröte die sieben Häute weggenommen hatte.
Maria war ganz nackt, und die Kröte war ein wunderschöner Prinz. Als die Diener, die durch die Löcher schauten, so ein Wunder sahen, liefen sie zur Königin und erzählten ihr alles. Als sie das hörte, ging sie auch und schaute. Als sie einen wunderschönen jungen Mann neben Maria liegen sah, wurde sie überglücklich. Da sie schliefen, ließ die Königin einen Ofen brennen, ging ins Zimmer der Brautleute, machte die Tür sehr leise auf, um sie nicht aufzuwecken, nahm alle Häute weg, die aufeinander lagen, und steckte sie in den Ofen, um sie zu verbrennen, damit der Prinz sie nicht wieder anziehen könnte.
Aber als die Häute brannten, wachte der Prinz auf und sagte zu Maria: »Maria, meine Mutter hat meine Verzauberung verdoppelt. Ich muss weggehen. Frag immer die Fremden, die jemals hier vorbeikommen, ob sie etwas Merkwürdiges gesehen haben, was sich zu erzählen lohnt. Es kann sein, dass du noch von mir hörst. Leb wohl! «
Und er verschwand aus dem Bett.
Am folgenden Tag ging die Königin sehr früh in Marias Zimmer, und als sie diese so traurig sah, fragte sie nach ihrem Sohn, worauf Maria antwortete: »Sie dachten, Sie täten etwas Gutes, als Sie die Häute der Kröte verbrannten, aber Sie haben es schlecht gemacht, denn Sie haben seine Verzauberung verdoppelt. Er ist weg, und Gott weiß, wann er wieder kommt. Wir sind wieder so traurig und allein wie früher, oder noch mehr. «
Sie mussten sich damit abfinden. Von dieser Zeit an fragte Maria alle Bettler, die zur Tür kamen, und alle Leute, von denen sie wusste, dass sie aus fremden Ländern kamen, ob sie etwas Merkwürdiges erzählen könnten, was sie gesehen hätten. Aber niemand erzählte etwas, und so sind sieben Jahre vergangen.
Eines Tages war sie an der Tür und sah einen alten Mann kommen. Er bat sie um ein Almosen. Sie war barmherzig und gab ihm ein Almosen. Als der Alte schon weggehen wollte, erinnerte sie sich plötzlich, rief ihn und fragte, ob er von weit weg komme. Der Alte antwortete: »Ja, ich komme von sehr weit. «
»Und hast du nie etwas Merkwürdiges gesehen, was dich gewundert hat, und das sich lohnt, dass du es mir erzählst? « »O ja, mein liebes Kind, ich habe etwas gesehen, was mich überraschte, und was ich nie vorher gesehen hatte. Ich hoffe auch, dass ich so etwas nie wieder sehe. «
»Was war es denn? «
»Schau, liebes Kind, ich kam aus einem Dorf, wo ich übernachtet hatte. Auf dem Weg kam dann ein Gewitter, und ich musste mich unter einem großen Felsen schützen. Dort gab es Raum genug, und ich kroch hinein und übernachtete dort. Früh am folgenden Morgen, als ich weitergehen wollte, sah ich eine große Kröte kommen, die hinter sich sieben kleine Krötchen hatte. Als sie zu dem Felsen kam, wo ich war, hörte ich die Kröte sagen, als sie einen großen Kuchen, den sie mitbrachte, in neun Stücke teilte:
»Nimm, das ist für dich, und das für dich (bis sie jedem eins gegeben hatte), das ist für mich, und das würde für Maria sein, wenn sie hier wäre. «
Maria hörte aufmerksam zu und fragte den Alten, als er die Geschichte beendete: »Wenn man dir gut zahlen würde, könntest du mich mit Kutsche oder Pferd dorthin führen? « »Ja, mein Kind, das könnte ich. «
»Dann komm herein, ruhe dich aus und iss etwas! «
Sie gab ihre Befehle, man sollte sich um den Alten bestens kümmern. Dann erzählte sie der Königin alles, was sie gehört hatte. Die Königin ließ einen großen Begleitzug vorbereiten, und am folgenden Tag fuhren sie ab. Es fuhren mit Maria das Gefolge und der Bettler. Nach einigen Tagen kamen sie an einem einsamen Ort an, und der Alte zeigte mit dem Finger und sagte zu Maria: »Dort ist es. « Er zeigte einen Hang, der mehr oder weniger als eine Meile entfernt lag.
Die Königin ließ haltmachen, die Zelte wurden aufgespannt, und noch während der Nacht gingen Maria und der Bettler und stellten sich unter den Felsen.
Früh am Morgen sahen sie tatsächlich eine große Kröte mit sieben kleinen Krötchen kommen. Als sie neben dem Felsen waren, nahm die große Kröte einen Kuchen, teilte ihn in neun Stücke und sagte:
»Nimm, das ist für dich, das für dich, das für dich, das für dich . . . und das ist für mich, und das würde für Maria sein, wenn sie hier wäre. «
Maria, die schon auf das letzte Wort wartete, lief zu der Kröte und sagte: »Hier bin ich. «
Plötzlich verschwanden die Kröten, und sie wurde von dem Prinzen umarmt, der noch netter und hübscher als früher war. Der Bettler war begeistert von so einem Wunder. Er lief so schnell er konnte, und erzählte der Königin, was geschehen war. Diese schickte einen Ritter mit Bekleidung für den Prinzen. Er zog sich an und das Gefolge kam. Er wurde zum König ausgerufen und warf sich in die Arme seiner Mutter.
Dann gab es endlose Feiern. Maria war nun Königin. Sie dankte Gott dafür und betete für die Seele ihrer Mutter. Nun waren sie immer sehr glücklich.