Die Zauberkeule

Märchen der Venda 

Ein junger Mann wurde mit einem Mädchen aus einem anderen Dorf verheiratet. Sein Vater hatte den Brautpreis bezahlt. Eines Tages ging der junge Mann zum Vater des Mädchens und sprach: "Ich möchte meine Frau jetzt mitnehmen, meine Mutter ist alt und kann mir kein Essen mehr kochen." Der Mann war Jäger und trug eine Wurfkeule bei sich. Am nächsten Tag ging er zur Jagd, und während er fort war, mischte die Mutter des Mädchens unter seinen Brei ein Zaubermittel. Als der Jäger zurückkehrte, hielt er außerhalb des Dorfes noch einmal an und fragte seine Wurfkeule, wie die Dinge im Dorf stünden. Die Keule antwortete: "Du musst vorsichtig sein und darfst heute nur Fleisch essen, am Brei ist ein Zaubermittel." Nun ging er ins Dorf und betrat die Hütte. Seine Frau brachte ihm Wasser zum Waschen und danach Brei und Fleisch. Dann ließ sie ihn allein. Als sie zurückkam, erkundigte sie sich, warum er nur Fleisch gegessen habe. Er erwiderte, dass er heute keinen Brei essen wolle. Das Mädchen nahm die Schüssel, zeigte sie ihrer Mutter, und die Mutter schüttete den Brei weg.

Am nächsten Tag ging der Mann wieder zur Jagd, und als er bei seiner Rückkehr die Keule befragte, erhielt er zur Antwort: "Essen kannst du heute alles, aber geh nicht in die Hütte, sie haben darin ein großes Loch gegraben." Also setzte der Mann sich, als er heimgekehrt war, draußen nieder. Das Mädchen wollte wissen, warum er nicht in die Hütte käme, und er sagte, dass es ihm drin zu heiß wäre. Dann bat er sie, ihm sein Essen nach draußen zu bringen, und er fügte hinzu, dass er auch draußen schlafen wolle. Die Mutter des Mädchens ging zu den anderen alten Frauen und trug ihnen auf, den Mann zu fragen, warum er nicht in die Hütte kommen wolle. Sie sollten ihm erklären, dass er kein Recht habe, draußen zu schlafen. Aber der Mann erwiderte ihnen, dass er sich heiß und krank fühle und deshalb nicht in die Hütte gehen wolle. Also schlief er im Freien und ging schon zeitig am nächsten Morgen auf die Jagd. Diesmal bestrichen die Eltern seiner Frau den Körper des Mädchens mit einem Zaubermittel. Aber als der Jäger zurückkehrte und seine Keule befragte, ließ sie ihn wissen: "Heute
kannst du in die Hütte gehen, das Loch ist zugeschüttet. Aber du musst allein schlafen, du darfst nicht an das Mädchen und an ihre Decke herangehen, sie haben deine Frau mit einem Zaubermittel eingerieben." Der Jäger betrat die Hütte, setzte sich und aß. Als er sich schlafen legen wollte, bat er das Mädchen um eine eigene Decke, weil er sich krank fühle und lieber allein schlafen wolle. Das Mädchen ging hinaus und erzählte das ihren Eltern. Da ging der Vater des Mädchens in die Hütte und fragte: "Was soll das bedeuten, dass du dich weigerst, mit meiner Tochter zu schlafen? Denkst du, sie ist krank?" Der junge Mann gab zur Antwort, dass er sich nicht gesund fühle und deshalb allein schlafen wolle. Wütend entgegnete da der Vater des Mädchens: "Wenn du mit meiner Tochter nicht zufrieden bist, gebe ich dir das Vieh zurück!" Da erwiderte der junge Mann: "Warte ein Weilchen. Ich möchte mit meinem Arzt sprechen. Du sollst hören, was er sagt." Dann befahl er seiner Keule, alles zu erzählen. Und die Keule begann: "Am ersten Abend habt ihr ein Zaubermittel an den Brei getan, am nächsten Tag in der Hütte ein großes Loch gegraben, am dritten Tag den Körper eurer Tochter mit einem Zaubermittel bestrichen." Danach ging der junge Mann nach Hause und bat seinen Vater, das Vieh, das als Brautpreis gezahlt worden war, zurückzuholen.