Jiederdewiep Aperdewaap

niederländisches Märchen

Es war einmal ein geiziger Bauer. Dieser Bauer schaute sich immer die Schuhe an, die im Fenster eines Schuhmachers ausgestellt waren. Der Schuhmacher aber war ein ganz Gewitzter, einer, der immer etwas ausheckte. So dachte er sich: »Der Bauer will wohl gerne Schuhe haben, aber will sich nicht von seinem Gelde trennen. Jedoch will ich dafür sorgen, dass er sie teuer bezahlen muss! « Und er rief den Bauern herein.
»Tag Jan«, sagte er, »wenn du willst, kannst du ein Paar Schuhe umsonst kriegen. Und du darfst dir sogar das schönste Paar aussuchen! « Das klang wunderbar in Jans Ohren. » Ja, wie denn das? « Fragte er. » Du brauchst nichts weiter zu tun, als acht Tage lang den Mund zu halten. Und wenn du was gefragt wirst, darfst du nur Jiederdewiep und Aperdewaap antworten! « Sagte der Schuhmacher. » Wenn ich nur das zu tun brauche, dann bekomme ich sie wirklich billig! « sagte Jan und ging mit dem besten Paar Schuhe nach Hause. Trees, seine Frau, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Oh, Jan, wo hast du denn die schönen Schuhe her? « sagte sie. -Jiederdewiep«, antwortete Jan.
Was kosten sie denn? « fragte Trees.
Aperdewaap«, meinte Jan. Trees kam die Sache sehr komisch vor, denn sie konnte sagen und fragen, soviel sie wollte, der Bauer sagte nichts weiter als »Jiederdewiep« und »Aper¬dewaap«. Sogleich ging sie los, um jemanden aus der Nachbarschaft zu rufen. Es kamen dann auch einige, um nachzusehen, was los war, aber aus Jan war nichts anderes herauszukriegen als »Jiederdewiep« und »Aperdewaap«. Ein Nachbar meinte, dass sie den Doktor rufen sollten. Jan war krank, daran war nicht zu zweifeln! Der Doktor eilte herbei und fragte: »Was hast du, mein Freund? « »Jiederdewiep«, erklärte Jan.
Der Arzt untersuchte ihn. Schließlich sagte er zu Trees:
»Eine Krankheit kann ich hier nicht feststellen. Aber wenn ich du wäre, dann würde ich schnell den Pastor rufen. Wer weiß, ob Jan nicht vom Teufel besessen ist! «
Trees lief sofort zur Pastorei. Und der Pastor versprach, gleich am Nachmittag vorbeizukommen. Kurz nach zwölf traf er zusammen mit dem Küster, der den Weihwasserkessel trug, ein. Jan sagte jedoch wiederum nichts außer »Jiederdewiep« und »Aper¬dewaap«, wenn der Pastor ihn etwas fragte. » Ich glaube, es geht hier nicht mit rechten Dingen zu«, sagte der Pastor. Und er begann Weihwasser zu verspritzen.
Wütend machte Jan mit hochgerissenen Armen eine Gebärde, die »Hinaus! « bedeuten sollte. Aber aus seinem Mund kamen wieder nur »Jiederdewiep« und »Aperdewaap«.
»Küster, gieß! « Rief der Pastor. » Der Teufel spricht! « Und der Küster goss den ganzen Eimer Weihwasser über den Kopf, dass der Bauer völlig durchnässt war.
Der Schuhmacher lachte sich ins Fäustchen, als er davon hörte, und ging auch, um nach Jan zu sehen. Trees öffnete ihm die Tür.
»Tag, Trees! « Sagte der Schuhmacher. » Wenn du mir hundert Gulden gibst, werde ich Jan wieder gesund machen. «
»Oh, wenn das nur möglich wäre! « seufzte Trees. Und sie gab ihm prompt die hundert Gulden. »Laß mich nur fünf Minuten mit Jan alleine, und er wird wieder sprechen wie früher«, sagte der Schuhmacher.
Er ging zu Jan in die Stube hinein. Und er sagte:
»Nun, Jan, wie steht's? «
»Jiederdewiep«, sagte Jan.
»Du hast wirklich durchgehalten, hör' ich.«
»Aperdewaap«, sagte Jan.
»Nun ja, laß es gut sein. Die Zeit ist zwar noch nicht ganz um, aber ich erlöse dich. Von jetzt ab darfst du wieder wie früher sprechen. Und die Schuhe gehören dir: Du hast sie dir wirklich verdient! « Und der Schuhmacher verabschiedete sich eilig. Jan war mit sich sehr zufrieden und sagte zu seiner Frau: »Siehst du, Trees, ich habe die Schuhe wirklich billig bekommen, denn ich hab' sie mir mit Nichtsprechen verdient. « Und so erklärte er ihr die Vereinbarung, die er mit dem Schuhmacher getroffen hatte.
»Was denn, was denn? « Rief Trees ganz außer sich vor Wut. » Dieser Schuhmacher ist mir doch wohl ein schlauer Fuchs! Denn ich musste ihm hundert Gulden geben, damit er dich heilt! «